Zeittafel |
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4. Jh. | Das Gebiet der heutigen Tschechen ist von dem keltischen Stamm der Bojer besiedelt, dessen lateinischer Name, Boiohaemum, die Namensgebung für Böhmen ist. Die Kelten werden von den einwandernden Slawen verdrängt oder assimiliert. |
5.-6. Jh. | In byzantinischen Quellen werden die Slawen erwähnt, ihr Ursprung wird östlich des Dnjepr vermutet. |
620-660 | Samos Reich. |
768-814 | Fränkische Herrschaftssphäre unter Karl d. Großen. |
830 | Großmährisches Reich unter Fürst Mojmír. |
845 | Taufe der böhmischen Fürsten in Regensburg. |
846 | Fürst Rastislav wird Mojmírs Nachfolger. |
864 | Ankunft der byzantinischen Mönche Kyrill und Method in Mähren, slawische Liturgie. |
869 | Kyrill stirbt, Ende der byzantinischen Mission. |
894 | Rastislavs Nachfolger Svatopluk stirbt, Beginn des Zerfalls des Großmährischen Reichs, Rückkehr zur westlichen lateinischen Kirche und Kultur. |
929 | Der Premyslide Wenzel (Hl. Wenzel), später fälschlicherweise guter König Wenzel in einem Weihnachtslied genannt, wird von seinem Bruder Boleslav ermordet und wird der Schutzheilige des Landes. |
997 | Der Hl. Wolfgang, Bischof von Regensburg, erteilt seine Erlaubnis zur Gründung eines Bistums in Prag, zweiter Bischof wird der Hl. Adalbert (Vojtech). |
1085 | Der Premislide Vratislav wird zum ersten böhmischen König gekrönt (der Titel ist ihm von Heinrich IV., dem Kaiser des Heiligen Römischen Reiches, verliehen worden). |
1212 | Goldene Bulle von Sizilien, Kaiser Freidrich II. bestätigt Premisl Otakar I (Erblichkeit des Königstitels). |
1306 | Wenzel III. wird in Olmütz ermordet, Ende der Premislidendynastie. |
1311-1346 | Johann von Luxemburg, Sohn des römischen Kaisers Heinrich VII. heiratet Eli ška, die Witwe Wenzels III. und wird böhmischer König. |
1347 | Karl IV., sein Sohn, wird König von Böhmen. |
1348 | Gründung der Prager Universität. |
1355 | Karl IV. (Regierungsantritt) wird in Rom zum Kaiser des Hlg. Römischen Reiches gekrönt. Er wählt Prag zu seiner Hauptstadt. |
1378 | In seinem Testament teilt er seine Erblande unter seinen Söhnen auf; Brandenburg, Görlitz und in das Kerngebiet Böhmen, dessen Herrscher sein Sohn Wenzel IV wird. |
1415 | Jan Hus wird nach dem Konstanzer Konzil auf dem Scheiterhaufen verbrannt. |
1415-1434 | Unruhen in Böhmen. Jan Žižka und Prokop Holý führen die sogenannten Hussiten bei Lipany. |
1458 | Georg von Podebrady wird von den böhmischen Ständen zum König von Böhmen gewählt. |
1471-1526 | Nach seinem Tode fällt die böhmische Krone an die polnische Dynastie der Jagiellonen. Der letzte dieser Dynastie gibt durch seinen Tod die Krone wieder frei. Die böhmischen Stände wählen den Habsburger Ferdinand I. zum König von Böhmen. |
1547 | Aufstand der böhmischen Stände gegen Ferdinand I.. |
1609 | Kaiser Rudolf II., Ferdinands Nachfolger, erläßt das Majestat der Religionsfreiheit. Mitsamt dem Hof zieht er von Wien nach Prag, welches ein Zentrum von Kunst und Wissenschaft wird. |
1611 | Rudolfs Bruder Matthias übernimmt die Macht; die Konfessionsproblematik entflammt aufs Neue. |
1618 | Gesandte der böhmischen Stände (mehrheitlich protestantisch) dringen in die Kanzlei des Hradschin und werfen zwei kaiserliche Statthalter aus dem Fenster (sie werden dabei nicht getötet). Dieser sogenannte Prager Fenstersturz leitet den 30-jährigen Krieg (1618-1648) ein. |
1619 | Matthias stirbt. Im August wählen die böhmischen Stände den deutschen Protestanten Friedrich von der Pfalz zum König. Indem er im Herbst in Prag gekrönt wird und dort seine Residenz aufnimmt, wird der innerhabsburgische Konflikt zu einer Reichsangelegenheit. |
1620 | Schlacht am Weißen Berg. Friedrich von der Pfalz flieht aus dem Land ("Winterkönig", da er nur einen Winter regierte). Hinrichtungen und das Exil des böhmischen Adels. Die Epoche wird "temnota", die Zeit der Dunkelheit genannt. Kaiser Ferdinand II. (1619-1637) führt eine Unterdrückungspolitik gegen Nicht-Katholiken. Protestanten fliehen oder werden hingerichtet. Dreiviertel des böhmischen Adels flieht. In Böhmen wird Deutsch zur Amtssprache erhoben. Tschechisch wird nur auf dem Lande gesprochen. |
1740-1780 | Herrschaft von Kaiserin Maria Theresia. |
1780-1790 | Herrschaft ihres Sohnes Josef II.. Der "aufgeklärte" Absolutismus mündet in die Aufklärung. |
1781 | Aufhebung der Leibeigenschaft. |
1800 | Seit Beginn des Jahrhunderts formieren sich Intellektuelle in der tschechischen Nationalbewegung (Wiedergeburt). Sie fördern die Kodifizierung und Anerkennung der Tschechischen Sprache (unterstützt auch von den deutschen Romantikern). Dem folgt bald das Verlangen nach politischer Autonomie. |
1848 | Slawenkongress in Prag. Ein Aufstand wird niedergeschlagen. Die Industrialisierung beginnt - und Böhmen wird das "industrielle Rückgrat" von Habsburg. |
1914-1918 | Erster Weltkrieg. Gegen die Monarchie bildet sich im Exil eine tschechische, von Tomáš Garrigue Masaryk angeführte, Opposition. |
28.10.1918 | Gründung der Tschechoslowakischen Republik, T.G. Masaryk erster Staatspräsident. Die bis dahin Ungarn administrativ unterstellten Slowaken bekennen sich zu dem neuen Staat. Tschechisch wird Amtssprache. |
1919 | Beitritt der Karpato-Ukraine (nach 1945 fällt sie an die Sowjetunion). |
1918-1939 | Erste Republik. Die Tschechoslowakei entwickelt sich in "Europas Zweite Schweiz" mit einer der stärksten Volkswirtschaften. |
1933 | Gründung der Sudetendeutschen Partei (SdP) durch Konrad Henlein. |
1938 | 24.04. - Karlsbader Programm: die SdP fordert die völlige Autonomie des Sudentenlandes. Die Gegenvorschläge der Regierung in Prag werden abgelehnt. 29.09. - Hitler, Mussolini, Chamberlain und Daladier unterschreiben das Münchener Abkommen (was die Tschechen "Münchener Diktat" nennen). Die Grenzgebiete werden von der deutschen Armee besetzt. 05.10. - Präsident Beneš geht ins Exil nach England. Sein Nachfolger wird Dr. Hácha. |
15.03.1939 | Einmarsch und Besetzung durch deutsche Truppen. Bildung des Protektorats Böhmen und Mähren. Die Slowakei wird als "Schutzstaat" des Deutschen Reiches eigenständig (1939-1945). |
10.06.1942 | Auf Statthalter Neurath folgt Reichsprotektor Heydrich, der im Juni nach einem Attentat stirbt. Brutale Vergeltungsmaßnahmen, u. a. die Liquidierung des Dorfes Lidice. |
1945 | 05.04. - "Karschauer Programm" der neuen Regierung unter Staatspräsident Fierlinger; Wiederangliederung der Slowakei. - Amerikanische und sowjetische Truppen befreien das Land: die in Jalta vereinbarte Demarkationslinie verläuft entlang: Budweis, Pilsen, Karlsbad. 05.05. - Prager Aufstand gegen die deutsche Besatzungsmacht. 09.05. - Einmarsch sowjetischer Truppen in Prag. Präsident Beneš übernimmt die Regierungsgeschäfte. Die nach ihm benannten Beneš-Dekrete sehen eine Bestrafung der Nazis und die Abschiebung der deutschen Bevölkerung unter Gewaltanwendung vor. Die Vertreibung der Sudetendeutschen beginnt. |
19.06.1946 | Die Kommunistische Partei wird in die Regierung gewählt und kann einen gewaltigen politischen Einfluss ausüben. Klement Gottwald (KPTsch) wird Ministerpräsident. |
24.10.1946 | Abschluss der Vertreibung von insgesamt 2,7 Mio. Deutschen. |
25.02.1948 | Vollständige Machtergreifung durch die Kommunisten (KPTsch) - mit Berufung auf die vorangegangenen freien Wahlen. Verfassungsänderung, Umgestaltung des Landes nach sowjetischem Muster. Erster "Arbeiterpräsident" wird Klement Gottwald. |
1953-1957 | Verfolgung des Klerus und politische Prozesse. |
1957 | Antonín Novotný wird Präsident. |
1964 | Kafka-Konferenz in Libnice. Auftakt zum Prager Frühling. Novotný tritt ab. Alexander Dubcek wird Vorsitzender der KP. Präsident wird General Ludvík Svoboda. |
05.04.1968 | Aktionsprogramm der KPTsch unter Alexander Dubcek ("Prager Frühling"). Er will einen Sozialismus mit menschlichem Antlitz einführen (Freilassung der politischen Gefangenen, Aufhebung der Zensur). |
21.08.1968 | Militärische Intervention - Einmarsch der sowjetischen Truppen und Truppen des Warschauer Paktes (ohne Rumänien); Breschnew-Doktrin der "Begrenzten Souveränität der sozialistischen Staaten". |
17.04.1969 | Ablösung Dubceks und Wahl Gustáv Husáks zum Generalsekretär der KPTsch. Selbstverbrennung des Studenten Jan Palach. Beginn der "Normalisierung". Die CSSR wird in der Folge einer der konservativsten Mitgliedsstaaten des Ostblocks. |
01.01.1977 | Bürgerbewegung "Charta 77". |
17.11.1989 | Das Bürgerforum wird zur tragenden Kraft der "Samtenen Revolution". 17. 11. - Die Polizei unterdrückt brutal eine Studenten-Demonstration, was eine Großdemonstration von bis zu 750.000 Menschen nach sich zieht. Unter den Rednern ist auch der Schriftsteller Václav Havel. Die kommunistische Regierung hat die Medien nicht mehr unter Kontrolle. Sie wird nach 40 Jahren ohne Blutvergießen abgesetzt. 10.12. - Staatspräsident Gustav Husak erklärt seinen Rücktritt. 28.12. - Alexander Dubcek wird zum Präsidenten der Föderalversammlung gewählt. 29.12. - Václav Havel wird von der Föderalversammlung zum Präsidenten der CSSR gewählt. |
29.03.1990 | Umbenennung in Tschechoslowakische Föderative Republik - Diskussionen über die wirtschaftliche Transformation (u. a. Liberalisierung der Binnen- und der Außenwirtschaft, Privatisierung der Staatsbetriebe). |
23.04.1990 | Erneute Umbenennung: Tschechische und Slowakische Föderative Republik (CSFR). |
08./09.06.1990 | Erste freie Parlamentswahlen in der CSFR. |
05.07.1990 | Vaclav Havel wird zum Präsident der CSFR gewählt. |
21.02.1991 | Beitritt der CSFR zum Europarat. |
16.12.1991 | Unterzeichnung EG-Assoziierungsabkommen. |
05./06.06.1992 | Parlamentswahlen in der CSFR. Der Ökonom Václav Klaus (Demokratische Bürgerpartei) wird Ministerpräsident. Er vertritt eine vom Thatcherismus inspirierte Wirtschaftspolitik ("Marktwirtschaft ohne Adjektiv"). Es wird eine Coupon-Privatisierung durchgeführt, wodurch 8 Mio. Tschechen Anteilseigner von privatisierten Firmen werden, was jedoch kein echtes Investment-Kapital nach sich zieht. Der linke autoritäre Politiker Vladimir Meciar wird Ministerpräsident in derSlowakei. Havel beantragt bei Klaus eine neue föderale Regierung mit Meciar zu bilden. Anstattdessen bestehen beide Politiker auf einer Trennung zwischen den beiden Staaten. |
20.07.1992 | Präsident Vaclav Havel tritt von seinem Amt zurück. |
25.11.1992 | Gesetz über die Auflösung der CSFR im Föderalen Parlament. 16.12. - Die neue Verfassung der Tschechischen Republik als "demokratischer Rechtsstaat" wird verabschiedet. Die Charta der Grundrechte und -freiheiten, die nach dem Umbruch im Januar 1991 von der tschechoslowakischen Bundesversammlung beschlossen worden war, wird unverändert von Tschechien übernommen. |
01.01.1993 | Tschechen und Slowaken bilden 2 unabhängige Republiken. Entstehung der Tschechischen Republik. |
02.02.1993 | Vereidigung des neugewählten Präsidenten Vaclav Havel. |
30.06.1993 | Beitritt zum Europarat. |
29.10.1993 | Wahl zum nicht-ständigen Mitglied des Sicherheitsrats der Vereinten Nationen. |
1994-1996 | Das "tschechische Wirtschaftswunder" mit einer Arbeitslosenrate von 3,5 % und einer Inflationsrate von 8 % (Ungarn: 12 % Arbeitslosigkeit und 23 % Inflation). |
01.02.1995 | Inkrafttreten des EU-Assoziierungsabkommens. |
28.11.1995 | Zeichnung der OECD-Beitrittsurkunde in Paris. |
31.05.1996 | Wahl zum Abgeordnetenhaus. Die regierende Partei wird bestätigt, wenn auch mit Verlusten. 23.07. - Zweites Kabinett Klaus. Dieser muß eine Allianz mit dem Sozialdemokraten Milos Zeman eingehen, der sich verpflichtet, nicht gegen Klaus' Regierung zu stimmen. Ende des tschechischen Wirtschaftswunders, eingeleitet durch einen Bankenkrach (12 Banken insolvent). Grund: innere Verflechtung von industriellen Großkomplexen, die durch faule Kredite künstlich aufrecht erhalten werden. Die tschechische Wirtschaft fällt in eine tiefe Rezession. |
Juni 1997 | Bei einer Flutkatastrophe ungewöhnlichen Ausmaßes müssen 40.000 Menschen evakuiert werden. Gesamtschaden: 3 Mrd. Dollar. |
21.01.1997 | Unterzeichnung der Deutsch-Tschechischen Erklärung. |
24.04.1997 | Rede von Präsident Havel vor dem Deutschen Bundestag. |
30.11.1997 | Václav Klaus tritt nach Spendenaffaire zurück. Nachfolger wird Josef Tošovský. |
20.01.1998 | Wiederwahl des Präsidenten Václav Havel, Amtsantritt 0. |
28.06.1998 | Bei der Wahl zum Abgeordnetenhaus gewinnen die Sozialdemokraten mit Milos Zeman (32 %) und können die Regierung bilden. |
12.03.1999 | Beitritt zur NATO (zusammen mit Polen und Ungarn) und Vorbereitungen für den EU-Beitritt. Ein Hindernis dabei ist das neu errichtete Atomkraftwerk von Temelin nahe der österreichischen Grenze, das trotz der Proteste Österreichs im Oktober 2000 ans Netz geht. |
14. 05.2000 | Die Wirtschaft hat wieder einen leichten Aufschwung. Allerdings Kollaps der drittgrößten Bank IPB. |
25. 09.2000 | In Prag wird das Treffen des IMF (Internationaler Währungsfond) und der Weltbank veranstaltet, begleitet von Straßenunruhen und Demonstrationen. |
2001 | Die Auseinandersetzungen um die Besetzung des Intendanten des tschechischen Fernsehens Ceská Televize läßt die alte Feindschaft zwischen Václav Havel und Václav Klaus wieder hervorbrechen. Klaus hatte mehrere seiner Anhänger in die Top-Positionen des Senders manövriert, darunter auch Jiri Hodac als Direktor. Dies löst die größten Demonstrationen in Tschechien seit 1989 aus. Folge: Hodac tritt zurück. Tschechien bekommt ein neues Mediengesetz. |
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