Zeittafel |
2000 v. Chr. | Baltische Völker (Letten, Litauer, Pruzzen) wandern bis in das Gebiet des heutigen Baltikums ein. Die baltischen Sprachen gehören zur indo-europäischen Sprachgruppe, wobei das Litauische dem Sanskrit am nächsten steht. |
500 v. Chr. | Beginn des Bernsteinhandels - Kontakte mit anderen südwesteuropäischen Völkern. |
11.-12. Jh. | Besegelung der Ostseeküste durch dt. Missionare und Händler. |
1201 | Gründung der Stadt Riga durch den Bremer Bischof Albert von Buxthoevden und Deklaration des Livlandes zum Kreuzzugsgebiet. Gründung des Schwertbrüderordens zum Zwecke der Missionierung und Kolonisierung, der 1237 im Deutschen Orden aufgeht. |
13. Jh. | Der Deutsche Orden bringt ganz Livland unter seine Kontrolle. |
14. Jh. | Starke Vormachtstellung der Hanse in der Ostsee. Riga: Hansestadt - Bildung von Handwerks- und Kaufmannsgilden. |
1530 | Erstes evangelisches Gesangsbuch in Riga - Direkte Korrespondenz mit Luther. |
1558-1583 | Der Livländische Krieg. Angriff Iwans des Schrecklichen auf Livland. |
1562 | Der letzte Ordensmeister Gotthard Kettler sucht Schutz bei Polen, löst den Orden auf und tritt zum Protestantismus über. Die "Polenzeit" dauert von 1562-1629. Dem deutschen Adel werden vom polnischen König, Sigismund II. August, Privilegien gewährt, die bis ins 20 Jh. hineinreichen und von allen zukünftigen ausländischen Herrschern beachtet werden. Entscheidender Punkt: Beibehaltung dt. Rechts, Besetzung von Würden und Ämtern durch Deutsche. |
1629 | Estland und Livland werden schwedisch, allerdings ohne Lettgallen, das bleibt polnisch, wird später russisch und fällt erst wieder 1920, nach der Unabhängigkeit, an Lettland zurück. |
1632 | Das "Lettisch Vademecum" erscheint und legt die Rechtschreibung des Lettischen fest. |
| Die Schweden führen eine sog. Güterreduktion (d. h. nur alter Besitz aus der Ordenszeit wird anerkannt, neuere werden verstaatlicht und an die Bauern verteilt). |
1640-1682 | Herzog Jakob regiert in Kurland (Flottenbau und Kolonien in Gambia und Tobago). |
1689 | Erste Ausgabe der von Ernst Glück übersetzten lettischen Bibel. |
1700-1721 | Der Große Nordische Krieg. Einfall der russischen Heere und Ende der "Schwedenzeit" gegen 1710. Durch Krieg, Verwüstung und Pest Rückgang der Bevölkerung auf 1/3 (!). Mit der zaristischen Herrschaft Rücknahme der wichtigsten sozialen Errungenschaften. |
1772 | 1. Teilung Polens. Dadurch wird Lettgallen russisch. |
1797 | "Die Letten" von Garlieb Merkel erscheint. |
1818 | Aufhebung der Leibeigenschaft in "Kurland", 1820 in Livland. |
1856 | Die erste lettische Zeitung, der "Majas viesis" beginnt zu erscheinen. Aufleben des lettischen Nationalbewußtseins, dass von Zar Alexander III. (ab 1881) unterdrückt wird. "Russifizierungsmaßnahmen" (Russisch wird Amtssprache). |
1899 | Arbeiter- und Arbeiterinnen-Streik in Riga, der in einen Aufstand mündet. Einsatz des russischen Militärs: 93 Tote. |
1905 | Revolution in Petrograd, der sich die Letten und auch andere Völker des Russischen Reiches anschließen. Die Arbeiterforderungen werden in Lettland weitestgehend erfüllt. Jedoch Aufstände auf dem Land. Niederbrennung einiger Gutshöfe (ca. 82 Tote bei den Gutsbesitzern und -verwaltern und dem Klerus). |
1906 | Strafexpedition des russischen Militärs (zwischen 1.000 und 2.000 Todesurteile - Zahlenangaben unterschiedlich, Riga wird verschont, dadurch Flucht maßgeblicher Intellektueller und späterer Staatsgründer). |
1917 | Februarrevolution. Die während des 1. Weltkrieges entstandenen lettischen Schützenregimenter, die auf seiten Russlands gegen Deutschland gekämpft haben, werden von Lenin als persönliche Schutztruppe eingesetzt und leisten ihm entscheidende Hilfe in den Revolutionskriegen Russlands. Lenin hatte ihnen die Freiheit Lettlands in Aussicht gestellt. |
1918 | Ausrufung der Republik Lettland (18. November 1918) |
1918-20 | Freiheitskriege der baltischen Staaten gegen Sowjetrussland und deutsche Freischärler. 01.08.1920 Friedensvertrag zwischen Lettland und Sowjetrussland. Landreform in Lettland. |
1920 - 1922 | Verfassungen: Parlamentarische Demokratie. |
1934 | Aufhebung der Verfassung und Errichtung einer gemäßigten Diktatur unter Karlis Ulmanis. |
1939 | 23. August: Nichtangriffspakt zwischen Deutschland und der UdSSR. Im geheimen Zusatzprotokoll kommen die baltischen Staaten und Finnland zur sowjetischen Interessenssphäre. Umsiedlung der Deutschbalten aus Lettland (und Estland). Den drei baltischen Staaten werden "Beistandspakte" aufgezwungen. Sie müssen der Sowjetarmee Stützpunkte einräumen. |
1939-1940 | Die Deutschbalten werden in den sogenannten Warthegau und ins Reichsgebiet umgesiedelt (Ende der 750-jährigen Geschichte des Deutschtums im Baltikum). |
21.07.1940 | Nach der Besetzung der baltischen Staaten erzwungener Anschluss an die Sowjetunion. |
1941 | 14. Juni: Verschleppung von 15.000 Letten in das "Innere" der Sowjetunion (1940/41, insgesamt 30.000 Letten getötet, inhaftiert oder deportiert). |
1941 - 1945 | Zweiter Weltkrieg: Besetzung durch die deutsche Wehrmacht und Eingliederung in das "Reichskommissariat Ostland" im Juli 1941. Vernichtungsaktionen gegen Juden unter Beteiligung von Letten. Lettische Freiwillige, später Zwangsrekrutierte kämpfen auf deutscher Seite. |
1944 | Rückeroberung durch die Rote Armee im Herbst 1944. Erneute Verschleppung von Letten ins "Innere" der Sowjetunion. Bis 1953 werden rund 120.000 Letten getötet, inhaftiert oder deportiert. |
Seit 1945 | Massive Sowjetisierung Lettlands. 1993 nur noch 54 % Letten, 33 % Russen, 4 % Weißrussen, 3 % Ukrainer, 2,2 % Polen und 1,3 % Litauer. |
1986 | Forderung nach Unabhängigkeit wird öffentlich erhoben. |
1988 | Gründung der Volksfront als Sammelbecken aller Reformkräfte (in allen 3 baltischen Staaten). |
23.08.1989 | Am 50. Jahrestages des Hitler-Stalin-Paktes 600 km lange Menschenkette - ca. 1 Million Teilnehmer - durch das Baltikum. |
20.03.1990 | Die Volksfront gewinnt die Wahlen. |
04.05.1990 | Das Parlament beschließt die Unabhängigkeitserklärung. |
20.01.1991 | Sturm von OMON-Einheiten (Spezialtruppe des sowjet. Innenministeriums) auf das lettische Innenministerium (5 Todesopfer). |
03.03.1991 | 74 % stimmen für Unabhängigkeit (88 %-ige Abstimmungsbeteiligung, auch russischer Bevölkerungsanteil mehrheitlich für Unabhängigkeit). |
20.08.1991 | Erklärung der Unabhängigkeit. |
21.08.1991 | Wiederinkraftsetzung der Verfassung von 1922. |
06.09.1991 | Anerkennung der Unabhängigkeit durch die Sowjetunion. 17.09: Aufnahme in die UNO. |
1993 | 6. Juni: Erste freie Wahlen. Das Parlament (Saeima) wählt Guntis Ulmanis (ein Großneffe des Vorkriegspräsidenten) zum Präsidenten. |
1994 | Die letzten sowjetischen Truppen ziehen sich aus Lettland zurück. |
1995 | Lettland wird Mitglied im Europarat (10. Februar 1995). |
1995 | Am 27. Juni trifft eine Bankenkrise die noch junge Wirtschaft Lettlands. Die größte Geschäftsbank, Banka Baltija, wird insolvent. |
1996 | Präsident Guntis Ulmanis wird für eine zweite Amtszeit gewählt (18. Juni 1996). |
| Am 7. August wird Guntars Krasts von der Partei "Vaterland und Freiheit" zum Ministerpräsidenten gewählt. |
1998 | Bei den Wahlen im Oktober erhalten die Parteien Lettlands Weg und Volkspartei die meisten Sitze in der Saeima. |
| In einem Referendum wird den in Lettland nach 1991 geborenen Kindern von Nicht-Letten die Staatsbürgerschaft gewährt. Am 26. November wird Vilis Kristopans von der Partei Lettlands Weg Ministerpräsident. Die Volkspartei wird trotz Stimmenmehrheit Oppositionspartei. |
1999 | Aufgrund der russischen Rubelkrise werden weitere lettische Banken zahlungsunfähig. |
| Am 17. Juni wählt die Saeima erstmals eine Frau zur Präsidentin, die kosmopolitische Vaira Vike-Freiberga (kanadisch-lettisch), die sich u. a. für eine Integration der russischen Bevölkerung einsetzt. Im Juli gibt Vilis Kristopans nach einem Misstrauensvotum sein Amt als Ministerpräsident ab. Er wird durch den wohlhabenden und parteilosen Geschäftsmann Andris Skele ersetzt. Am 10. Dezember 1999 wird Lettland offiziell zu Beitrittsgesprächen zur Europäischen Union eingeladen. |
2000 | Ministerpräsident Andris Skele, der eine anerkannt gute Wirtschaftspolitik geführt hatte, jedoch seine Missachtung parlamentarischer Arbeit offen zum Ausdruck gebracht hatte, tritt am 13. April zurück. Auslöser waren die Meinungsverschiedenheiten über die Art und Geschwindigkeit der Privatisierung großer Staatsbetriebe, insbesondere von Latvenergo. Am 05. Mai 2000 übernimmt der bisherige Bürgermeister, Andris Berzins (Lettlands Weg), die Regierung. |
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