Rund um Ratgeber…

„Wer hat sie nicht im Haus, und wer hat sie nicht schon gebraucht: die Ratgeber? Urlaub und Ernährung, Erziehung und Hausbau, Organisationsentwicklung und Supervision – unser Leben ist umgeben von einem unüberblickbaren Netz an Ratgebern“, schreibt der Soziologe Manfred Prisching, fast schon lakonisch, 2006 in der Einleitung seines Beitrags „Die Ratgeber-Gesellschaft“ in der Theologisch-praktischen Quartalsschrift. Ob Bücher, Zeitschriften, Broschüren, Radio- oder TV-Sendungen sowie die diversen digitalen Formate, wie Blogs, Foren, Podcasts oder Apps: Das mediale Netz wächst immer weiter.

Freilich sind Werke mit Beratungs- oder Hilfsanspruch keinesfalls ein neues Phänomen. Exemplarisch kann für Europa etwa auf Schriften aus der Antike, etwa von Ovid oder Cicero, auf die sog. „Fürstenspiegel“ des Mittelalters, die „Hausväterliteratur“ vom 16. bis zum 18. Jahrhundert oder die „Moralischen Wochenschriften“ der Aufklärung verwiesen werden. Doch in den Dienstleistungsgesellschaften der Gegenwart sind Ratgeber – mit ihrer Menge, ihrer Verbreitung, ihrer Zugänglichkeit und ihrer formalen wie thematischen Varianz – zu einem durchweg prägenden Element der soziokulturellen Bearbeitung von Problemen (und auch Hoffnungen) geworden, was bis hin zur o.g. Diagnose der „Ratgeber-Gesellschaft“ reicht.

Wurden Ratgeber von der akademischen Zunft zunächst kaum beachtet oder sogar abschätzig beurteilt, hat sich in den letzten Jahrzehnten ein vielschichtiger, in sich durchaus heterogener Wissenschaftszweig entwickelt, der sich aus unterschiedlichen Perspektiven dem weiten Feld des medial vermittelten Ratgebens bzw. -suchens und -nehmens widmet.

Verschiedene pädagogische Facetten daraus wurden in den letzten Jahren in mehreren Projekten aufgegriffen, u.a. im Kontext des DFG-Netzwerks „Ratgeben und Ratnehmen zwischen Selbst- und Fremdoptimierung“.


Publikationen

Hoffmann, N.: Zu Arten des Wissens und ihrer legitimierenden Verwendung in einer Konstellation zeitgenössischer Ratgeberliteratur zum Thema ‚soziale Grenzen‘. In: Ulf Sauerbrey, Steffen Großkopf und Christine Ott (Hrsg.): Empirische Ratgeberforschung. Forschungszugänge und Befunde zu Produktion, Angebot und Inanspruchnahme ratgeberhafter Medien. Bad Heilbrunn: Klinkhardt. 2024. S. 82-93. OPEN ACCESS: https://www.klinkhardt.de/verlagsprogramm/2642.html

Hoffmann, N.: „Zwischen den Stühlen“. Spannungsfelder des Datenmanagements im Kontext multidisziplinärer Wissenschaftszweige am Beispiel der Ratgeber-Forschung. https://doi.org/10.17192/bfdm.2023.4.8592 In: Hoffmann, N./Ott, Chr./Hemmerich, F./Ruge W. (Hrsg.): Herausforderungen und Praktiken des Forschungsdatenmanagements am Beispiel der Ratgeber-Forschung. Sonderausgabe der Bausteine Forschungsdatenmanagement. 4/2023. Online: https://bausteine-fdm.de/issue/view/313

Netscher, S.: Stamp – Standardisierter Datenmanagementplan für die Bildungsforschung. Ein Konzept zum maßgeschneiderten Forschungsdatenmanagement: Ein Interview von Nicole Hoffmann mit Sebastian Netscher. In: Hoffmann, N./Ott, Chr./Hemmerich, F./Ruge W. (Hrsg.): Herausforderungen und Praktiken des Forschungsdatenmanagements am Beispiel der Ratgeber-Forschung. Sonderausgabe der Bausteine Forschungsdatenmanagement. 4/2023. Online: https://bausteine-fdm.de/issue/view/313

Hoffmann, N.: „mindestens Kleopatra“? Amalie Dietrich als Rollenmodell in Mädchenlektüren aus der Zeit der jungen BRD. In: Nicole Hoffmann und Wiebke Waburg (Hrsg.): Eine Naturforscherin zwischen Fake, Fakt und Fiktion. Multidisziplinäre Perspektiven zu Werk und Rezeption von Amalie Dietrich. Wiesbaden: Springer/VS. 2021. S. 213-238

Hoffmann, N.: RATGEBER ALS DOKUMENTE. Mediensystematische und forschungskontextuelle Überlegungen. Vortrag im Rahmen des 1. Arbeitstreffens des DFG-Netzwerks „Ratgeben und Ratnehmen zwischen Selbst- und Fremdoptimierung“ am 22./23.03.2021

Hoffmann, N.: Zwischen Können, Wissen und Lernen. Do-It-Yourself in der Ratgeberliteratur. In: DIE Zeitschrift für Erwachsenenbildung. IV/2014. S. 26-28. https://www.die-bonn.de/zeitschrift/42014/ratgeber-01.pdf

Hoffmann, N.: Besser als...? Konfigurationen des Wettbewerblichen in kontrastierenden Sparten zeitgenössischer Ratgeberliteratur. Beitrag im Rahmen des Symposiums „Wettbewerbe dies- und jenseits pädagogischer Optimierung“ auf dem DGfE-Kongress 2020 (wg. Corona entfallen)

Hoffmann, N.: Vom „zweckmäßigen Arbeitsraum“ zur „positiven Lernatmosphäre“ – Lernorte Erwachsener im Spiegel der Lernratgeber-Literatur. In: Hessische Blätter für Volksbildung. Heft 3/2013. S. 252-259. https://elibrary.utb.de/doi/pdf/10.3278/HBV1303W050

Hoffmann, N.: Zwischen Aufklärung, Bildung und Wissen – Grenzbewegungen des Lernens im Spiegel der Geschichte deutschsprachiger Enzyklopädien. In: von Felden, H./ Hof, Chr./ Schmidt-Lauff, S. (Hrsg.): Erwachsenenbildung und Lernen. Baltmannsweiler: Schneider Hohengehren. 2012. S. 203-216

Hoffmann, N.: Ratgeber-Didaktik in Didaktik-Ratgebern. Portrait eines Selbstlernmediums aus erwachsenenpädagogischer Perspektive. In: Der pädagogische Blick. 1/2011. S. 4-12

Hoffmann, N.: Von Musenkuss und Schweinehund. Über Schreibimpulse und Schreibhemmnisse. In: Ruhl, K./ Mahrt, N./ Töbel, J. (Hrsg.): Handbuch Publizieren während der Promotion. Wiesbaden: VS. 2010. S. 35-41

Hoffmann, N.: Terraingewinn bei Identitätsverlust? Professionalität im Buchmarktsegment der Lernratgeber für Erwachsene. In: Hof, Chr./ Ludwig, J./ Schäffer, B. (Hrsg.): Professionalität zwischen Praxis, Politik und Disziplin. Baltmannsweiler: Schneider Hohengehren. 2010. S. 6-18


Förderungen & Partnerschaften


Partnerschaften
DFG-Netzwerk „Ratgeben und Ratnehmen zwischen Selbst- und Fremdoptimierung. Empirische Rekonstruktionen zur Produktion und Rezeption von Ratgebermedien“ (Laufzeit: 2021-2024) uni-erfurt.de/erziehungswissen...
Nachweis zum Hintergrundbild oben: ShonEjai via pixabay.com

Kontakt

Professur für Pädagogik mit dem Schwerpunkt Weiterbildung und Genderforschung

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