Antrittsvorlesung von Dr.-Ing. Dr. h.c. Corinna Bath zur Klara Marie Faßbinder-Gastprofessur

Vorschaubild
Für das Wintersemester 2023/24 wurde die Klara Marie Faßbinder Gastprofessur an die Universität Koblenz vergeben. Dr.-Ing. Dr. h.c. Corinna Bath bekleidet die Gastprofessur und hält ihre Antrittsvorlesung zum Thema Wissenskämpfe – umstrittene Epistemologie.

In ihrer Antrittsvorlesung spricht Corinna Bath von Wissenskämpfe – umstrittene Epistemologie: Mit Geschlechterforschung für eine antwortend-verantwortliche Objektivitätskultur. Die Veranstaltung bietet die Möglichkeit einer hybriden Teilnahme. Inhaltlich beschreibt sie ihren Vortrag wie folgt:

Was als wissenschaftliches Wissen gilt, welche Kriterien an seine Herstellung angelegt werden und insbesondere auch das Objektivitätsverständnis, das in den Natur-, Technik- und empirischen Wissenschaften dominiert, wird gegenwärtig aus verschiedenen Richtungen herausgefordert. Deutlich wird etwa im Zuge zunehmender Internationalisierung, dass das Westlich-rationale Verständnis von Welt zwar universelle Geltung beansprucht, aber nur eine Perspektive unter vielen darstellt, die in der Regel die der Privilegierten repräsentiert und deren Macht erhält. Die Pandemie, aber auch der Klimawandel haben gezeigt, dass ein verantwortungsvolles Handeln oft ohne ein ausreichendes Wissen notwendig ist. Sie verweisen auf Unverfügbares in „unseren“ Wissenssystemen, das wir nicht berechnen, vorhersagen oder wahrscheinlichkeitstheoretisch bestimmen können. Nicht zuletzt nutzen rechtspopulistischen und rechtextremen Akteur*innen solche Unsicherheit und Vieldeutigkeit, um Wissenschaft angreifen und Fake News zu verbreiten. Sie versuchen dabei speziell, traditionelle Vorstellungen von Geschlecht, Sexualität und Familie gegenüber vielfältig-queeren Lebensweisen zu verteidigen.

Im Vortrag werde ich argumentieren, warum weder ein erkenntnistheoretischer Relativismus, noch die oft angewendete Strategie, Objektivität beispielsweise durch Faktenfinder zu re-etablieren, ausreichen, um demokratische Prozesse zu erhalten. Dazu greife ich auf etablierte Werkzeuge feministischer Epistemologie, u.a. Standpunkttheorien, Situiertes Wissen im Sinne Donna Haraways oder den Apparatbegriff Karen Barads zurück. Anhand eigener Forschungsprojekte - einer exemplarischen Untersuchung öffentlicher Berichterstattung über die Corona-Pandemie und einer laufenden empirischen Studie zu medizinisch-diagnostischen Apps - möchte ich der Frage nachgehen, wie Objektivität gegenwärtig hergestellt wird, und diskutieren, wie mit Geschlechterforschung eine antwortend-verantwortliche Objektivitätskultur entwickelt werden kann.