Promotionsvorhaben
Finanzierungsinstrumente und Motive alsErfolgs-Konfigurationen im Cultural/Creative Entrepreneurship
Name
Max Höllen
Status
Abgeschlossen
Abschluss der Promotion
Erstbetreuer*in
Prof. Dr. Harald von Korflesch
Gutachter*in 2
Prof. Dr. Elmar D. Konrad
Die vorliegende Dissertation untersucht, inwiefern Finanzierungsinstrumente mit dem Erfolg von Entrepreneurship in der Kultur- und Kreativwirtschaft zusammenhängen. Unternehmungen dieser Branche zeichnen sich durch eine hohe Schöpfungskraft aus, die Innovation und Wertschöpfung für Wirtschaft, die Region und die Gesellschaft mit sich bringt. Cultural/Creative Entrepreneurs sind spezifisch, da ihre Orientierung am künstlerischen Lifestyle mit Ökonomie und Unternehmertum teilweise in Konflikt steht. Die Literaturanalyse in dieser Arbeit brachte hervor, dass Motive und Orientierungen von Unternehmer*innen bisher kaum als Erfolgsfaktoren betrachtet wurden, obwohl sie in der Kultur- und Kreativwirtschaft eine hohe Relevanz besitzen. Zudem wurden Finanzierungsinstrumente bisher nur als Einzelfaktoren und nicht in Kombination mit anderen Faktoren betrachtet.
Auf diesen Erkenntnissen aufbauend wird ein theoretisches Modell für den Zusammenhang zwischen der Wahl von Finanzierungsinstrumenten und Erfolg entwickelt. Erfolg wird durch die vier Dimensionen Überleben, wirtschaftliches Wachstum, Karrierezufriedenheit und Innovation repräsentiert. Nach dem Ansatz der Entrepreneurial Bricolage nach Baker und Nelson (2005) und der Creation Theory (Alvarez und Barney 2010) werden sowohl Motive als auch Finanzierungsinstrumente als Ressourcen verstanden, die von Cultural/Creative Entrepreneurs kreativ kombiniert werden. Durch die Linse der Hybridität (Battlina und Lee 2014) lassen sich Finanzierungsinstrumente als hybride Finanzierung aus der öffentlichen, privaten und familiären Sphäre betrachten. Parallel dazu können Motive als hybride Kombinationen aus Lifestyle-Orientierung, Geschäftsorientierung und Entrepreneurial Orientation bestehen. Hybride Finanzierung und hybride Motive zusammen ergeben Konfigurationen von hybriden Ressourcen, die Erfolgsrezepte darstellen. So lassen sich aus dem Modell konfigurative Hypothesen formulieren.
Das Forschungsdesign verfolgt eine Mixed-Methods-Herangehensweise, die eine konfigurative Umfrage-Studie mit einer interpretativen Gruppendiskussions-Studie kombiniert. In der Erstgenannten wurden zwei Onlineumfragen mit einer großen Population (n = 191) von Unternehmer*innen in der Kultur- und Kreativwirtschaft durchgeführt. Der Zusammenhang zwischen Finanzierungsinstrumenten, Motiven und Erfolgsdimensionen wurde mittels einer konfigurativen fuzzy-set Qualitative Comparative Analysis (fsQCA) untersucht. Es zeigt sich, dass je nach Erfolgsdimension das Zusammenspiel von Finanzierungsinstrumenten und Motiven und/oder Hybridität entscheidend ist. Aus den Konfigurationen ergibt sich das Prinzip der Interhybridität von Finanzierungsinstrumenten: Aus verschiedenen Finanzierungsquellen können unterschiedliche Ressourcen gezogen werden. In der interpretativen Studie wurden ergänzend vier Gruppendiskussionen durchgeführt und mittels Inhaltsanalyse ausgewertet. Die Ergebnisse zeigen, dass Finanzierungsinstrumente neben ihrem monetären Wert einen hohen nicht-monetären, immateriellen Wert besitzen können. Dies ist die Intrahybridität von Finanzierungsinstrumenten.
Die Theorie des Cultural/Creative Entrepreneurship profitiert von den Prinzipien der Bricolage, der Konfigurationen und der Hybridität. Die Prinzipien der Intrahybridität und Interhybridität bieten zudem theoretische Ansätze für die Entrepreneurial-Finance-Forschung. Für die Praxis bieten die Ergebnisse Erkenntnisse in Bezug auf das Gründen und Wachsen in der Kultur- und Kreativwirtschaft durch den geschickten Einsatz einer Finanzierungsstrategie. Zuletzt bieten die Ergebnisse Implikationen für politische Entscheidungsträger*innen, die Entrepreneurship Education und die Beratung von Kreativschaffenden.