Promotionsvorhaben

Open Health Service Innovations mit Web 2.0: Design-Ansatz für den Einsatz von Web 2.0 zur Generierung offener Gesundheitsdienstleistungsinnovationen

Name
Nadine Lindermann
Status
Abgeschlossen
Abschluss der Promotion
Erstbetreuer*in
Prof. Dr. Harald von Korflesch
Gutachter*in 2
Prof. Dr. Carlo Simon
Innovationen im Gesundheitswesen sind nicht nur das Ergebnis medizinischer Forschung, die beispielsweise mit der Entwicklung neuer Behandlungsmethoden oder Technologien einhergehen. Die Entwicklungen im Gesundheitsbereich – wie die Zunahme chronischer Erkrankungen – verbunden mit der Anforderung, die Gesundheitsversorgung nach betriebswirtschaftlichen Grundsätzen auszurichten, machen Innovationen zu einem kritischen Erfolgsfaktor für Gesundheitsunternehmen. Innovationen bezeichnen dabei Neuerungen, die innerhalb der Unternehmen im Kontext der Gesundheitsversorgung entstehen. Die Versorgung umfasst die Erstellung von Gesundheitsdienstleistungen, die vom Leistungserbringer am Patienten in Form von z.B. Behandlungen oder Therapien erbracht werden. Neuerungen entstehen durch Lösungen zu Problemstellungen aus dem Krankheitsalltag der Patienten sowie dem Berufsalltag der Leistungserbringer. Die Gesundheitsunternehmen nehmen die Rolle der kreativen Generierer von Ideen und Lösungen ein, mit dem Ziel, eine wirtschaftliche und qualitative Gesundheitsversorgung in einem dynamischen Umfeld kontinuierlich zu gewährleisten. Eine Sichtweise, die in Forschung und Praxis tendenziell vernachlässigt wird. Die Fähigkeit zur Generierung von Innovationen ist mit dem unternehmerischen Vermögen verbunden, die an der Gesundheitsversorgung beteiligten inner- und überbetrieblichen Akteure, d.h. Leistungserbringer und Patienten, in den Innovationsprozess zu integrieren. Im Kern geht es um die Nutzung deren Wissens, Fähigkeiten und Kompetenzen, um hierüber bedarfsgerechte Neuerungen entstehen zu lassen. In der Literatur wird dieser Aspekt unter dem Paradigma der Open Innovation diskutiert, sodass sich der Fokus dieser Arbeit auf den Aspekt der Open Health Service Innovations bezieht. Informationstechnologien in Form von Web 2.0 werden an dieser Stelle die Rolle des Enablers zugesprochen, da hierüber Möglichkeiten für die Bereitstellung und den Austausch des Wissens, der Fähigkeiten und der Kompetenzen geschaffen werden. Das Paradigma des Web 2.0 steht für die zweite Generation des Internets, welches die Nutzer und deren Interaktionen in den Mittelpunkt rückt. Das Internet bietet hierbei einen Raum, in dem in Selbstorganisation Inhalte generiert, ausgetauscht, bewertet oder kommentiert werden. Das Prinzip der Selbstorganisation steht jedoch den in den Gesundheitsunternehmen verankerten Strukturen gegenüber. Zentrale Herausforderung ist es an dieser Stelle, eine adäquate Balance zwischen den informalen Strukturen des Web 2.0 und den formalen Strukturen der Unternehmen zu schaffen. Der Einsatz von Web 2.0 stellt demnach nicht ein technisches, sondern primär ein organisatorisches Problem dar. Grundsätzlich liegen zwar zahlreiche Web 2.0-basierte Lösungsansätze vor, die den Austausch und die Vernetzung der an der Gesundheitsversorgung beteiligten Akteure unterstützen. Jedoch lassen diese aufgrund der Komplexität und Heterogenität keine allgemeinen Erkenntnisse über die technischen und organisatorischen Anforderungen des Web 2.0 sowohl im übergreifenden Kontext des Gesundheitswesens als auch im speziellen Kontext der Open Health Service Innovations zu. Darüber hinaus belegen zahlreiche Studien, dass es an adäquaten sozio-technischen Rahmenbedingungen für den Einsatz von Web 2.0 an dieser Stelle fehlt. Im Rahmen dieser Arbeit wurde vor diesem Hintergrund ein Design-Ansatz entwickelt, der für den Web 2.0-Einsatz in Gesundheitsunternehmen eine systematische Betrachtung der sozio-technischen Anforderungen mit dem Ziel der Generierung von Open Health Service Innovations vornimmt. Gemäß dem gestaltungsorientierten Paradigma der Design Science stellt der Ansatz eine Methode dar, die in einem dreistufigen Vorgehen die Ziele und Aufgaben des Web 2.0 anhand einer Systematik beschreibt,hieraus die sozio-technischen Anforderungen systematisch ableitet unddiese in adäquate organisatorische und technische Rahmenbedingungen überführt. Damit wurde ein generischer Ansatz auf Basis einer argumentativ-deduktiven Analyse entwickelt, der insgesamt die Entwicklung und Implementierung des Web 2.0 durch ein ganzheitliches Vorgehen anstrebt. Mit der Anwendung im Kontext der Open Health Service Innovations erfolgte zugleich die Bewertung des Design-Ansatzes, welche die Zweckmäßigkeit und Anwendbarkeit belegte. Hierzu wurden wiederum mit Hilfe argumentativ-deduktiver Analyse die Schlüsselkriterien der Open Health Service Innovations identifiziert, welche die grundlegenden Ziele und Anforderungen für eine adäquate Web 2.0-Unterstützung beschrieben. Insgesamt konnte damit die übergreifende Forschungsfrage beantwortet werden, welche die Gestaltung des Web 2.0-Einsatzes in Gesundheitsunternehmen für den Austausch von Wissen, Fähigkeiten und Kompetenzen der an der Gesundheitsversorgung beteiligten Akteure zur Generierung von Open Health Service Innovations betrachtete.