Promotionsvorhaben
Risikopräferenzen für zeitoptimale Portfolioselektion
Name
Martin Bouzaima
Status
Abgeschlossen
Abschluss der Promotion
Erstbetreuer*in
Prof. Dr. Thomas Burkhardt
Gutachter*in 2
Prof. em. Dr. Dr. h.c. mult. Reinhard Selten
In dieser Untersuchung werden Risikopräferenzen über Zielerreichungszeiten theoretisch und empirisch analysiert. Hierdurch werden Grundlagen zur entscheidungstheoretischen Fundierung von Präferenzfunktionen gelegt, wie sie in Modellen zur zeitoptimalen Portfolioselektion nach Burkhardt eingesetzt werden.
In den betrachteten Entscheidungssituationen erhält der Entscheider in der Zukunft ein bestimmtes materielles Resultat (z.B. eine Zahlung). Um das Resultat zu erhalten, wählt er eine Handlung aus einer gegebenen Menge von Alternativen (z.B. riskanten Investitionen). Es wird angenommen, dass jede Handlungsalternative zu einer bekannten Wahrscheinlichkeitsverteilung von Zielerreichungszeiten bis zum Erhalt des materiellen Resultats führt.
Um die Präferenzen über diesen Wahrscheinlichkeitsverteilungen zu analysieren, wird das Erwartungsnutzenprinzip auf zeitoptimale Entscheidungen angewandt und damit Rationalität charakterisiert. Hierauf aufbauend werden Risikoaversionsmaße abgeleitet, auf denen die nachfolgende Analyse gründet. Durch die Erfassung stochastischer Zielerreichungszeiten ermöglicht dieser Ansatz auch neue Untersuchungen zur zeitlichen Konsistenz von Entscheidungen, die in der deterministischen, klassischen Zeitpräferenztheorie nicht möglich sind.
Die Analyse der Zeitpräferenzen ist in drei Stränge gegliedert: 1. Eine Analyse auf Basis der klassischen Zeitpräferenztheorie, 2. eine Analyse auf Basis eines neuen St. Petersburg-Spiels über Zielerreichungszeiten und 3. eine Analyse auf Basis ökonomischer Experimente. Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass Risikofreude die Standardrisikoneigung über Zielerreichungszeiten ist. Das hat weitreichende Folgen z.B. für die Spezifikation von Regeln stochastischer Dominanz und die Charakterisierung effizienter, zeitoptimaler Portfolios. Die quantitative Analyse zeigt ferner, dass diese Risikofreude moderat ist: Ein Entscheider mit der mittleren Risikoneigung hat eine höhere Risikobereitschaft als der risikoneutrale Entscheider, die Risikoprämien sind aber nicht extrem negativ.
Diese und weitere Ergebnisse sind nicht ausschließlich auf Anwendungen im Kontext zeitoptimaler Portfolioselektion beschränkt. Sie können immer dann relevant sein, wenn die zu analysierenden Entscheidungssituationen unsichere Zielerreichungszeiten bis zum Erhalt eines gegebenen materiellen Resultats aufweisen.