Biomanipulation zur Wiederherstellung des hyporheischen Interstitials

Als Habitat für Lachs, Flussperlmuschel und 22 weiteren Fischarten ist die Nister ein Hotspot der aquatischen Biodiversität in Rheinland-Pfalz. Leider hat sich der Zustand der Nister seit einem Jahrzehnt kontinuierlich verschlechtert. Es erfolgte ein paralleler Einbruch des Fischbestandes (v.a. piscivore und herbivore Fische > 15 cm) bei zunehmenden Massenentwicklungen benthischer Algen.

\r\nFolgen der Algenmassenentwicklungen sind pH-Werte von teils über pH 9,9 im Frühjahr und Sommer sowie geringe Sauerstoffkonzentrationen im hyporheischen Interstital durch biogene Kolmation nach Absterben der Algen. Dies stellt eine massive Einbuße der Lebensraumqualität für sämtliche Gewässerorganismen dar und fürht zu einer Reduktion der Biodiversität.\r\n

\r\nIn einem Modell- und Demonstrationsvorhabens wurde 2015-2018 analysiert, ob die Eutrophierungserscheinungen an der Nister durch die Steuerung der Fischbestände reduziert werden können und ob Kormorane die aktuellen Verstärkung der Eutrophierungserscheinungen ausgelöst haben könnten. Das Projekt wird in Kooperation mit dem Büro für gewässer- und fischökologische Studien und der ARGE Nister e.V. durchgeführt.\r\n

\r\nIn verschiedenen Experimenten wurde die Veränderung der Habitatqualität des hyporheischen Interstitials bei unterschiedlichen Fischdichten untersucht. In einem Mesokosmosversuch wurde bereits  eine signifikante Verbesserung der Sauerstoffversorgung festgestellt (Hübner et al. 2020). \r\n

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\r\nIm Sinne einer Nahrungskettensteuerung wurde in einem Ökosystemexperiment die Dichte der herbivoren Nase (Chondrostoma nasus) und des omnivoren Döbels (Squalius cephalus) in Teilbereichen der Nister erhöht. Über mehrere Jahre wurden positive Auswirkungen dieser Veränderung auf die Qualität des Interstials dokumentiert. \r\n

\r\nAktuelle Messwerte in diesem großskaligen Experiment zeigen eine signifikante Verbesserung der Sauerstoffversorgung in Bereichen mit hohen Fischdichten. Die Sauerstoffkonzentration im Frühling war bei hohem Fischbestand um ca. 3,4 mg/L höher. Diese Verbesserung der Sauerstoffversorgung sollte die erfolgreiche Reproduktion kieslaichender Arten ermöglichen (Gerke et al. 2020).   \r\n

\r\nIm Mai 2019 informierte sich Bundeslandwirtschaftsminsiterin Julia Klöckner und Vertreter der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (Projektträger) über die Ergebnisse des Projektes (Weitere Informationen).\r\n

\r\nIm aktuell laufenden Projekt (Bioeffekt II) soll die praktische Anwendbarkeit der Nahrungsnetzsteuerung zur Verbesserung der Gewässerqualität überprüft werden. Wichtige Fragen in diesem Zusammenhang sind ob (1) in anderen Fließgewässern der Region hohe Fischbestände eine ähnlich positive Wirkung zeigen und (2) ob eine Vergrämung von Kormoranen notwendig ist um solche hohe Fischbestände zu entwickeln.\r\nBeobachtungen an der Nister legen nahe, dass der Prädationsdruck durch Kormorane zu einem starken Einbruch der Fischbestände geführt hat und durch eine intensive Vergrämung die Entwicklung hoher und artenreicher Fischbestände möglich sind. Daher soll im Projekt der Fraßdruck des Kormorans auf Nasenbeständen in ca. 1 km langen Strecken an 3 Fließgewässern im Westerwald (Nister, Wied, Wisserbach) quantifiziert werden.\r\n

Schema der Nahrungsnetzbeziehungen an der Nister (Piktogramme: Janno Worischka)

Im Herbst 2020 wurde mit Unterstützung der Kollegen der DTU (Dänische Technische Universität) eine Antennenanlage an Nister und Wied aufgebaut. So soll der Verlust der Fische durch piscivore Vögel quantifiziert werden. Um die Antennen auch über Winter kontinuierlich betreiben zu können, wurde mit Unterstützung der Bachpaten Neuwied eine Niedervoltstromleitung direkt an die Wied verlegt, .

Finanziert wird das Projekt vom Bundesministerium für Landwirtschaft und Ernährung.