Neue Juniorprofessorin für Germanistische Sprachwissenschaft an der Universität Koblenz

Sie beschäftigt sich in ihrer Forschung mit Text-, Medien- und Diskurslinguistik aus einer kulturwissenschaftlichen Perspektive und interessiert sich aktuell besonders für digitale Mediendiskurse, das Zusammenspiel von Akteur*innen und Plattformen. Zudem behandelt sie die Frage, wie Wissen und Werte in Diskursen gemeinsam ausgehandelt werden.
Ihre Forschung weist einen starken Bezug zu den Game Studies, also zu Videospielen, auf. Bodden beschäftigt sich beispielsweise mit der Streaming-Plattform Twitch und der Toxizität auf dieser und untersucht, inwieweit das Verhalten durch andere Nutzer*innen dort negativ beeinflusst wird. Im Gegensatz zu aktueller, oft korpusbasierter Toxizitätsforschung versucht Bodden, einen multimodalen Ansatz zu entwickeln, um toxisches Verhalten über die sprachliche Ebene hinaus zu betrachten. Sie geht aber auch der Frage nach, ob Toxizität auch positive, gruppenbildende Funktionen in Communities übernehmen kann.
In einem weiteren Forschungsprojekt geht es dagegen um das Geschlecht im Kontext der KI und um die Rolle, die Sprache in diesem Zusammenhang spielt. Bodden untersucht zum Beispiel, welche Pronomen genutzt werden, wenn über Siri und ChatGPT gesprochen wird und ob stereotype Vorstellungen von Geschlecht dabei einen Einfluss nehmen. Dafür beleuchtet sie in Online-Diskursen, wie alltäglich über konkrete KI gesprochen wird. Sie will aber auch mit Entwickler*innen von KI über deren Sprachpraxis und die Rolle von Genderkonzepten in ihrem Arbeitsfeld sprechen.
Zum Thema Toxizität in Videospiel-Communities erarbeitet sie aktuell einen Sammelband mit ihren Kolleginnen Christina Liemann von der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg und Patricia Bau von der Universität Kassel, der im kommenden Jahr erscheinen soll. Zu diesem Thema kooperiert Bodden aber auch mit Maite Taboada und dem Discourse Processing Lab an der Simon Fraser University in Vancouver und plant in diesem Zuge weitere Publikationen.
Für das KI-Projekt ist eine Monographie unter dem Titel "Artificial Gender" in den kommenden Jahren geplant. Bodden intendiert hier künftig eine Ausweitung: Während sie derzeit zum Beispiel deutsche und englische Texte vergleicht, würde auch die Übertragung auf weitere Sprachen ebenso wie ein stärker intersektionaler Fokus sinnvoll sein.
Im Bereich der Lehre möchte sie Studierende für linguistische Analysen und einen kritischen Blick auf sprachliche Phänomene sensibilisieren. Aktuelle Studienbedingungen stehen oft mit einem hohen Leistungsdruck in Verbindung, sodass auch das universitäre Studium oft verschult wirkt. „Wenn Seminare aber Freiräume für eigenständige Forschungsarbeiten und interessenbasierte Projekte geben, nehmen Studierende meiner Erfahrung nach viel mehr aus dem Unterricht mit als nur Credits oder Abschlussnoten. Ich sehe dabei neben einem projektbasierten Arbeiten vor allem in kollaborativen, digital gestützten Tools einen Mehrwert für die Lehre“, betont Bodden.
Ihre Forschungsthemen, sei es zu Videospiel-Communities oder auch KI und Geschlecht sind aber auch Themen von hohem öffentlichem Interesse, sodass Bodden die Forschung sehr gerne auch in third mission Projekten für die Öffentlichkeit zugänglich machen will. In diesem Kontext plant sie auch, in einen Austausch und in Kooperationen mit öffentlichen Akteur*innen und Organisationen zu treten.
Zur Person
Nach Abschluss ihres Masterstudiums im Fach Germanistik mit binationaler Option an der Universität Kassel promovierte Prof, Dr. Tamara Bodden dort im Fach germanistische Sprachwissenschaft. Anschließend war sie dort als wissenschaftliche Mitarbeiterin tätig, später als Postdoctoral Research Fellow an der Simon Fraser University Vancouver
In ihrer Freizeit spielt sie gerne Musik in einer Band und alleine, kocht, liest und spielt Videospiele.