WS 2014/2015

Seminarankündigen

Universität Koblenz, Institut für Germanistik, WS 2014/2015

Dr. Marie-Luise Wünsche:  Ankündigung zu einem Seminar innerhalb des Moduls 9

0203 181 Mo., ab 27.10.2014,  14-16 Uhr, Raum F 522 (da der Raum nur 23 TeilnehmerInnen fasst, bemüht sich das Sekretariat weiter einen größeren Raum zu organisieren)

Weihnukka“ – Winter-Feste ästhetisch, cineastisch, lyrisch sowie prosaisch als kulturhistorisches Motiv

„Alles Gute zu Diwali! Gleich bring ich Süßigkeiten vorbei!“ – „Bald“, sagte ihre Mama, „bald  ist Chanukka, und jeden Tag zünden wir eine Kerze mehr an.“ – „Hm. Chanukka? Weihnachten? Lichter? Geschenke?“ – „Ich rieche Zimt!“, sagte Kalman. – „Und ich, ich rieche Kartoffelpuffer!“, sagte Schwartzie. „Und ich, ich rieche Brathähnchen!“, sagte Franz.“ (Aus: Eines Abends im Winter. Von Esther Kinsky. Mit Bildern von Sarah Fricke. Jacoby Stuart, inklusive einer Kompaktdisk mit einer Lesung von Esther Kinsky, Jacoby and Stuart 2011)

Eben zündete ich meinen Kindern den Weihnachtsbaum an, als Gündemann kam. Er schien durch den „christlichen“ Brauch verstimmt. Na, drücken lasse ich mich nicht! Aber meinetwegen solls der Chanukkabaum heißen – oder die Sonnenwende des Winters? (Theodor Herzl, Zionistisches Tagebuch)

Die dunkle Zeit ist auch die Zeit der Lichterfeste. In diesem Jahr wird diese ambivalente Phase zwischen Alltagsroutinen und Visionen von Liebe und Frieden und Wohlgefallen hier auf Erden mit dem indischen Fest Diwali bereits im Oktober eröffnet. Es beginnt am 23. Oktober und endet am 27. Oktober. Das jüdische Fest Chanukka wird diesmal vom 17. Dezember bis zum 24. Dezember gefeiert, so dass es mit wichtigen Tagen des christlichen Festes Weihnachten zusammenfällt.

Alle Feste haben ursprünglich einen sakralen und für die jeweilige Religion höchst bedeutsamen Grund. Und manchmal fällt auch das wichtige islamische Fasten-Fest Ramadan, indem ebenfalls Licht und Dunkel zentrale Rollen spielen, in diese Winterzeit. (Wenngleich Ramadan diesmal die Monate Juni und Juli kulturell auch in unseren Regionen bereicherte, kann deshalb dennoch im Seminar auch Prosa respektive Lyrik berücksichtigt werden, innerhalb derer Ramadan ein Motiv unter vielen ist. Diese müssten dann allerdings die Teilnehmer und Teilnehmerinnen bitte selbst vorschlagen und in Referaten vorstellen) .

Im Seminar sollen aber vor allem auch Texte , Hörbücher und Filme thematisiert werden, in denen die genannten Feste Motive sind, die sich nicht mehr ohne weiteres mit Verweis auf ihren ursprünglich religiösen Rahmen allein angemessen thematisieren lassen. Es soll also vor allem um die Facetten und die Fülle gehen, die die Begriffe eher verstellen als offen legen, auch um Assimilationen und Hybridformen säkularisierter Winterfeste, die die moderne Gesellschaft in manchen ihrer Subsysteme und durch individuelles Engagement generierte.

Beginnen wollen wir mit der multimedialen Annäherung von Esther Kinsky und Sarah Fricke, „Eines Abends im Winter“, aus der ich hier eingangs zitiert habe. Dann soll der Film „Nightmare Before Christmas“  von Tim Burtons im Zentrum unseres Interesses stehen. Danach werden wir Texte thematisieren, die einerseits  aus der von Hanno Loewy herausgegebenen Anthologie „Solls der Chanukkabaum heißen“ stammen und andererseits aus der von Stephan Koranyi ausgewählten Anthologie „Weihnachtsgedichte“. Diese beiden Textsammlungen müssen sich die Teilnehmer und Teilnehmerinnen bitte auch anschaffen. Außerdem werden noch Texte von Hans Christian Andersen, Erich Kästner und Jostein Gaarder thematisiert, es sei denn aus dem Kreis der Kommilitonen und Kommilitoninnen kommen andere Vorschläge, die dann selbstverantwortlich zum Thema jeweils einer Seminareinheit werden können.

Die beobachtende Teilnahme des poetry slams an dieser Universität am 09.12.2014 ist ebenso fester Seminarbestandteil wie der Besuch von Chanukkamärkten (so in der Region vorhanden) und Weihnachtsmärkten, letzteres auf freiwilliger Basis und zusätzlich zu den Seminarveranstaltungen.

Von den Teilnehmern und Teilnehmerinnen wird neben der aktiven Beteiligung am Unterricht und der Übernahme eines Referates auch erwartet, eigene kurze Texte in Gruppenarbeit herzustellen und vor dem Plenum vorzutragen. Für einen benoteten Schein bedarf es einer schriftlichen Hausarbeit, die auch in Form einer Projektarbeit erfolgen kann. Näheres dazu besprechen wir in der ersten Seminarsitzung am 27.10.2014. Bitte melden Sie sich in der dafür vorgesehenen Zeit über KLIPS für dieses Seminar an.

Literatur, die die TeilnehmerInnen sich bitte rechtzeitig vor Beginn des Seminars angeschafft haben müssen:

„Solls der Chanukkabaum heißen“. Chanukka, Weihnukka, Weihnachten. Jüdische Geschichten vom Fest der Feste, gesammelt von Hanno Loewy im Verlag Das Arsenal. Berlin 32011.

„Weihnachtsgedichte“. Ausgewählt von Stephan Koranyi. Reclam Verlag. Stuttgart 2003 oder später.