Die Rezeption römischer Hilfstruppen in Videospielen
Die Antike übt bis heute eine besondere Faszination auf das kulturelle Gedächtnis aus. Ein Beispiel hierfür ist die wiederkehrende Rezeption der römischen Geschichte in der Literatur, im Film und zunehmend in Videospielen. Ein häufig assoziiertes Bild aus der Antike ist das der einheitlich ausgerüsteten und in perfekter Formation marschierenden Legionäre. Dies lässt auf eine funktionelle und kulturelle Homogenität innerhalb des römischen Militärs schließen, die jedoch historisch nicht nachweisbar ist. Wie der römische Historiker Tacitus (Tac. ann. 4, 5) schreibt, machten ursprünglich nicht-römische Hilfstruppen (lat. auxilia) zahlentechnisch rund die Hälfte der Gesamtstärke der frühen kaiserzeitlichen Armee aus. Die Rekrutierung dieser Truppenkontingente erfolgte aus allen Regionen des Imperium Romanum und seiner Peripheriegebiete. Dabei deckten sie in der Regel die militärischen Rollen abseits der Legionen ab, die oftmals den kämpferischen Spezialisierungen in ihren jeweiligen Kulturen entsprachen. Wie bekannt, erfolgte die Unterstützung der Legionen durch Hilfstruppen mit Kavallerie, Bogenschützen, Schleudern und leichter Infanterie. Ihre taktische und kulturelle Vielfalt war dabei von entscheidender Bedeutung, sowohl bei Feldzügen und der Grenzsicherung als auch bei der Integration von Nicht-Römern ins Reich und die römische Gesellschaft. Nach 25 Jahren Dienstzeit im römischen Heer konnten Hilfstruppen für sich und ihre Kinder das römische Bürgerrecht erringen.
Trotz der historischen Bedeutung von Auxiliartruppen in der römischen Armee und der Anerkennung ihrer funktionellen Relevanz innerhalb der Forschung (Alföldy 1968 / Bowman 1986 / Le Bohec 1990 / Haynes 2013) sind sie in modernen Medien nur selten präsent. Aspekte wie kulturelle Diversität und Migration werden daher in diesem Kontext kaum thematisiert. Gerade Videospiele, als umsatzstärkster Unterhaltungsmarkt und interaktives Medium, bieten jedoch großes Potenzial für historische Repräsentation. Zwar findet die Repräsentation der klassischen Antike in Videospielen in der akademischen Welt zunehmend mehr Beachtung (Rollinger 2020 / Clare 2021), doch ist die kritische Rezeption des römischen Militärs bislang allgemein noch sehr oberflächlich, während römische Hilfstruppen noch überhaupt keine systematische Beachtung finden. Ziel dieser Arbeit ist die grundlegende Untersuchung der Darstellung und Rezeption römischer Hilfstruppen in Videospielen. Zu diesem Zweck werden Ansätze aus den Altertumswissenschaften, der Geschichtswissenschaft und den Game Studies miteinander verknüpft. Ziel ist es, der Frage nachzugehen, welche Bilder und Narrative mit den auxilia verknüpft werden, wie historisch fundiert diese Darstellungen sind und welche ideologischen bzw. ästhetischen Funktionen sie innerhalb der Spielwelten erfüllen.
Das ist ein Promotionsprojekt von Ove Frank