Interdisziplinäres Kolloquium: Multidisziplinarität. Erprobung eines Konzeptes am Beispiel von „Die Alpen“ von Albrecht von Haller

Ein Beitrag aus der Germanistik



Das Interdisziplinäre Kolloquium bietet Wissenschaftler*innen der Universität Koblenz die Möglichkeit, sich selbst und ihre Forschungsprojekte einer breiten Hochschulöffentlichkeit vorzustellen und dabei ins Gespräch zu kommen, sich kennenzulernen und auszutauschen. Die wissenschaftlichen Themen der Vorträge sollen in verständlicher Weise aufbereitet und disziplinübergreifend zugänglich gemacht werden, um hierdurch die Wissenschaftskultur am Campus mitzuprägen.



Albrecht von Haller (1708-1777) gilt als Frühaufklärer und Universalgelehrter. Er war als Naturforscher innerhalb der Physiologie tätig, wirkte als Mediziner und veröffentlichte philosophische wie literarische Schriften. Nach ihm sind anatomische, botanische, astronomische und geographische Entdeckungen benannt. Seine Arbeit weist damit in unterschiedliche disziplinäre Richtungen und steht exemplarisch für Multidisziplinarität. Diese Komponente tritt in seinen literarischen Texten besonders hervor, worunter das Langgedicht „Die Alpen“ ein anschauliches Beispiel ist: Die Darstellung der geschilderten Alpenregion kann als Synthese zwischen poetischer und naturwissenschaftlicher Betrachtungsweise verstanden werden. Albrecht von Haller verweist mit den ökologischen Ansätzen in diesem Gedicht nicht nur auf eine bedeutende Disziplin der jüngeren Gegenwart, sondern erarbeitet damit ebenso eine spezifische Tugendhaftigkeit, die dem moralischen Leitcode der (Früh)Aufklärung folgt.

Literatur wird gemeinhin als Interdiskurs (Jürgen Link) bezeichnet. Damit liegt die Annahme nahe, dass Interdisziplinarität im literarischen Text bereits angelegt ist, denn er steht in einem Verweisungszusammenhang zu wissenschaftlich hervorgebrachtem Wissen. Um das Zusammenwirken disziplinärer Teilbereiche eines Textes angemessen identifizieren zu können, bedarf es eines Zwischenschrittes, der am Konzept der Multidisziplinarität verdeutlicht und am Beispiel von „Die Alpen“ von Haller konkretisiert werden soll. Auf diese Weise soll das Verhältnis zwischen wissenschaftlichen Disziplinen, die jeweils spezifisches Wissen repräsentieren, transparent werden. Dadurch wird das „Inter” als wichtige Größe interdisziplinärer Überlegungen und Bestrebungen betont. Dies leistet einen Beitrag zu der wissenschaftlichen Fundierung des Konzeptes der Interdisziplinarität, dessen Popularität und politischer Stellenwert bisweilen überwiegt.




In Kooperation mit dem CZS MINT-Forum.