Tagung: Grundschulbildung in RLP

Die erste und zweite Phase im Gespräch

Bericht über die Fachtagung vom 28.08.2013

Mehr Kohärenz und Durchlässigkeit von erster und zweiter Phase herzustellen – dieses Anliegen verbindet die an der Lehrerbildung beteiligten Akteure, die am 28. August 2013 zur Fachtagung an der Universität Koblenz kamen.

Wie auch im vergangenen Jahr lud die Projektgruppe KONECS (Koblenzer Netzwerk Campus, Schulen & Studienseminare) am Institut für Grundschulpädagogik zum gemeinsamen Dialog ein. Zu den über 100 Gästen gehörten neben einer Vielzahl von FachleiterInnen, LehrerInnen, SchulleiterInnen, LehramtsanwärterInnen und Studierenden auch Vertreter der ADD, des Ministeriums für Bildung, Wissenschaft, Weiterbildung und Kultur sowie DozentInnen der Universität.

Die GrundschulforscherInnen Prof. Dr. Heike de Boer und Benjamin Braß stellten Ergebnisse der Zusammenarbeit im Koblenzer Netzwerk Campus, Schulen & Studienseminare vor. Durch die seminarbezogene Kooperation mit über 20 Schulen und 50 LehrerInnen konnten in den letzten beiden Semestern erstmalig Themen aus der universitären Arbeit mit SchulpraktikerInnen diskutiert werden. Indem Seminarprodukte vorgestellt und in gemeinsamen Seminarabschlussgesprächen von Studierenden und LehrerInnen ausgetauscht wurden, konnte der inhaltliche Diskurs über Fragen des sprachlichen Lernens, des Philosophierens mit Kindern und des Experimentierens im Sachunterricht angeregt werden. Erkennbar wurde, wie Studierende forschend lernen und mit Methoden der Unterrichtsforschung die Wirkungen ihres Handelns untersuchen, um es dementsprechend in kleinen Unterrichtsversuchen zu modifizieren. Ein Schwerpunkt der fachlichen Arbeit liegt seit dem WS 2012/13 auf der Methode des Beobachtens von Lernprozessen, die alle Studierenden im Modul Grundschulpädagogik im fünften Semester kennenlernen. Sie lernen ihre Beobachtungsdokumente nicht nur in den Lehrveranstaltungen zu reflektieren, sondern auch im Gespräch mit Lehrern und LehrerInnen.

Infolge einer Fachtagung für FachleiterInnen im Frühjahr 2013 mit dem Thema „Lernen beobachten, dokumentieren und deuten“ wurde auch die Kooperation zwischen FachleiterInnen und DozentInnen der Grundschulbildung weiter ausgebaut, um mehr inhaltliche Anschlüsse zwischen erster und zweiter Phase herstellen zu können. Um mehr Transparenz für Studierende zu gewährleisten, werden seit dem Sommersemester 2013 Infoveranstaltungen für das Referendariat sowohl im Bachelorstudiengang als auch im Masterstudiengang Grundschulbildung an der Universität Koblenz etabliert. Auch die Abordnung von zwei Fachleiterinnen an das Institut für Grundschulpädagogik sowie Fortbildungsangebote für GrundschullehrerInnen durch DozentInnen des Instituts werden zukünftig zu einer weiteren Verzahnung und Kommunikation zwischen den beteiligten Akteuren führen.

laden

Benjamin Braß, Projektkoordinator für KONECS und wissenschaftlicher Mitarbeiter des Projektes, stellte die Studienstruktur der Lehramtsausbildung an der Universität dar und machte auf mögliche Bruchstellen in der Lehramtsausbildung aufmerksam. So wurde deutlich, dass es in den ersten vier Semestern des Studiums keine schulformbezogenen Angebote gibt – eine Feststellung, die für einige ZuhörerInnen neu war. Das Studium der Bildungswissenschaften und Fachwissenschaften wird erst im fünften Semester von der schulformbezogenen Grundschulbildung abgelöst. Das wiederholt von FachleiterInnen geäußerte Erstaunen über fehlende grundschulspezifische Kenntnisse im vertiefenden Praktikum lässt sich möglicherweise damit erklären. Hinzu kommt, dass ein Teil der Studierenden ihr erstes vertiefendes Praktikum bereits im vierten Semester absolvieren, also ohne bis dahin grundschulbezogene Veranstaltungen besucht zu haben. Ebenfalls unbekannt war, dass das Modul 3 der Bildungswissenschaften „Diagnostik, Differenzierung und Integration“ nur für die weiterführenden Lehrämter, aber nicht für das Lehramt an Grundschulen angeboten wird.

Die beiden Vortragenden verwiesen zusammenfassend auf die Vielzahl der an der Grundschullehrerbildung beteiligten Institutionen und Akteure und betonten die Notwendigkeit und Bedeutung des kontinuierlichen Dialogs.

Auf besonderes Interesse stießen aktuelle Forschungsergebnisse einer Pilotbefragung von KONECS, in der Grundschulstudierende und LehramtsanwärterInnen zu ihren Erfahrungen interviewt wurden. Die Analyse der Befragung kristallisierte zentrale Schlüsselthemen für beide Phasen der Lehrerbildung heraus. Besonders häufig verwiesen die befragten Studierenden und LehramtsanwärterInnen der Grundschulbildung darauf, dass sie sich mehr Kenntnisse über die Themen Inklusion und Heterogenität sowie Lernprozessanalysen und Diagnostik wünschen. Als positiv bewerten alle Befragten den wachsenden Anteil der Lehrveranstaltungen mit einem Theorie-Praxisbezug sowie der Vorgehensweise,  die Wirkungen des eigenen Handelns zu beforschen. Die Auseinandersetzung mit Lernprozessbeobachtungen wird hervorgehoben und zugleich wünschen sich die Befragten mehr Angebote zu diesem Thema und eine systematischere Herangehensweise. Das oftmals unverbunden nebeneinander stehende Wissen von Fachwissenschaft und Fachdidaktik sowie die unzureichende Verknüpfung zwischen Studium und Praktikum, aber auch zwischen Studium und zweiter Phase, so resümieren die Vortragenden, führe zur Verunsicherung und auch Unzufriedenheit der Befragten. Eine bessere Verzahnung der verschiedenen Studienphasen, aber auch der ersten und zweiten Phase der Lehrerbildung zeigt sich als wichtige Herausforderung, an der nur gemeinsam und institutionenübergreifend gearbeitet werden kann.

Im Anschluss an den Vortrag teilte sich das Auditorium in 6 Arbeitsgruppen auf, um anhand verschiedener Themenbereiche Möglichkeiten einer besseren Vernetzung von erster und zweiter Phase zu erarbeiten.

Unter den Leitthemen „Praktikum & Studium: Unterrichten – Reflektieren – Forschen“, „Lernprozesse und Diagnostik“ und „fortlaufende Lerndokumentation“ diskutierten je zwei Arbeitsgruppen verschiedene Fragen und Anregungen, die im abschließenden Plenum präsentiert wurden.

Der rege Zuspruch, an dieser Thematik weiterzuarbeiten, führte im Anschluss an die Fachtagung zu einer phasenübergreifenden Arbeitsgruppe mit verschiedensten an der Lehrerbildung Beteiligten.

Der gemeinsame Dialog wird im Oktober 2013 am Campus Koblenz fortgesetzt. Die Studienseminarleiterinnen Rosi Wahl und Cornelia Löwenstein werden am 30.10.13 um 16.00 Uhr für alle Dozentinnen und Dozenten des Studiengangs Grundschulbildung Schwerpunkte und Struktur der zweiten Phase vorstellen.