DÜRFEN WIR VORSTELLEN?

Dr. Neele Frederike Mundt ist Akademische Mitarbeiterin im Fach Anglistik am Institut für fremdsprachliche Philologien der Universität Koblenz-Landau (Anmerk. v. 09.03.2023: mittlerweile der Rheinland-Pfälzischen Technischen Universität Kaiserslautern-Landau). 2020 absolvierte Frau Mundt erfolgreich ihre Promotion zum Thema: ‚Linguistic Landscapes and Multilingualism in Yaoundé, Cameroon: Sociolinguistic and Socio-cognitive Processes at Work‘. Seit diesem Jahr arbeitet sie nun im Forschungsprojekt ‚A Corpus Linguistic Approach to (Morpho) Syntactic Variation in British and Indian English‘ wofür sie bis April 2022 in Birkbeck an der University of London forschend tätig ist. Für unsere Alumni-Vorstellungsrunde hat sie uns einen Einblick in ihre Forschungsarbeit sowie ihre Auslandsaufenthalte gegeben:


Varietäten des Englischen: Feldforschung in London

Ich bin momentan Honorary PostDoc Fellow im Department of Languages, Cultures and Applied Linguistics in Birkbeck (University of London) für einen 6-monatigen Forschungsaufenthalt. Mein Forschungsprojekt ist an der Schnittstelle von Morphosyntax, Pragmatik und Variationslinguistik angesiedelt und konzentriert sich auf Englisch als globales Phänomen. Im Allgemeinen ist das Englische zu einer plurizentrischen Sprache geworden, die regionale Standards hervorgebracht hat, die meist mit landessprachlichen Varianten des Englischen koexistieren. In dieser Hinsicht spielen die zweitsprachlichen Varietäten des Englischen eine zentrale Rolle bei der Diversifizierung des Englischen in der ganzen Welt. Die Hauptfragestellung dieses Forschungsprojekts betrifft die sprachliche Kodierung von Informationsstrukturen im britischen Englisch sowie in einer zweitsprachlichen Varietät des Englischen, dem indischen Englisch, die nicht nur ein morpho-syntaktisches, sondern auch ein pragmatisches Phänomen abbildet.


Der Weg zum Auslandsaufenthalt

Ich bewarb mich im März 2021 mit ebendiesem Forschungsprojekt beim Deutschen Akademischen Austauschdienst (DAAD) für das Programm zur Förderung von promovierten Nachwuchswissenschaftler*innen (Postdoc-Programm). Das Programm des DAADs ist für alle Fachrichtungen offen, jedoch müssen Bewerber ihre Promotion, die nicht länger als 4 Jahre zurückliegen darf, mit einem sehr guten Ergebnis abgeschlossen haben. Neben der fachlichen Qualifikation spielt das vorgeschlagene Projekt, deren Qualität und die wissenschaftliche Begründung eine zentrale Rolle bei der Auswahl. Ich habe ein 5-seitigen Projektvorschlag, sowie einen ausführlichen Zeitplan als Teil meiner Bewerbungsunterlagen eingereicht. Nachdem ich meine Bewerbung im März 2021 einreichte, erhielt ich im Sommer die Zusage, dass ich für ein halbes Jahr in London forschen und leben darf.


Arbeiten am Gordon Square

Nun bin ich seit Anfang Oktober hier und arbeite momentan entweder aus meinem Büro am Gordon Square, mitten in Bloomsbury, dem intellektuellen und literarischen Zentrum Londons, oder der British Library, der Nationalbibliothek des Vereinigten Königreiches. Von meinem Büro im vierten Stock des Universitätsgebäudes kann ich ein wenig über die Dächer Londons schauen; und schon beim Betreten des Reading Rooms der British Library fühlt man sich ein wenig intellektueller – alles in allem ein wunderbares Arbeitsumfeld! Neben dem Ambiente ermöglicht mir die Universität auch Zugang zu einer Reihe von Datenbanken, Fachbüchern und Zeitschriften, die maßgeblich für meine konzeptionelle Arbeit sind. Auch meine Mentorin begleitet hier vor Ort mein Forschungsprojekt und steht mir mit Rat und Tat zur Seite. Ich bin ebenfalls in eine Reihe von Aktivitäten des Departments eingebunden, so nehme ich unter anderem an Forschungsseminaren teil.

Ich freue mich sehr auf die nächsten Monate. Auch wenn London im Winter natürlich ein wenig grau ist, hoffe ich, dass ich die Zeit produktiv nutzen kann, um guter Dinge im April wieder meine Stelle als Wissenschaftliche Mitarbeiterin anzutreten. Neben den beruflichen Weiterentwicklungsmöglichkeiten bietet London selbstverständlich auch einiges an Ablenkung für den wohlverdienten Feierabend: von Galerien und Museen bis hin zu Musicals und Theater gibt es so viel Spannendes zu tun.


Klare Empfehlung für Forschungsaufenthalte im Ausland

Dieser Forschungsaufenthalt in London ist nicht der erste seiner Art für mich. Schon 2019 war ich mehr als 3 Monate für einen Forschungsaufenthalt, ebenfalls gefördert durch den DAAD, in den Archiven der School of Oriental and African Studies vor Ort. Damals war die Organisation und Durchführung noch einfacher. Durch den Austritt der Briten aus der EU musste ich für den jetzigen Forschungsaufenthalt ein Visum beantragen, was doch ein wenig mehr Geld, Zeit und Nerven raubte als erwartet. Auch die Covid Pandemie spielt natürlich bei solch einem Vorhaben momentan eine große Rolle und muss bei den forschungspraktischen Entscheidungen immer bedacht werden. Nichtsdestotrotz macht mir die Umsetzung des Forschungsprojektes Spaß und es ist doch immer wieder aufregend sich neuen Herausforderungen zu stellen.

Sollte man Forschungsaufenthalte im Ausland weiterempfehlen? Meine Antworte wäre ein enthusiastisches Ja! Natürlich ist bei mir der Aufenthalt an die Feldforschungsphase geknüpft, was diesen zwingend notwendig machte. Es schafft auch Zeit sich vollständig mit seinem eigenen Projekt zu beschäftigen und dieses maßgeblich voranzutreiben. Letztlich ist es ein absolutes Privileg im Ausland forschen zu können, sich voll auf die eigenen Arbeiten konzentrieren zu können und durch den Austausch mit dem gastgebenden Institut einen anderen Blick auf die eigene Arbeit und einen Einblick in die Forschung am Gastinstitut zu bekommen.

Dr. Neele Frederike Mundt